Referenzen

Erweiterung der WVA BA 11 inkl. Notverbund mit der Gemeinde Thüringerberg (18.020N)

Auftraggeber:

Gemeinde Thüringen

Bearbeitungszeitraum:

2019-2022

Projektziel:

Anlass für die Durchführung der im gegenständlichen Projekt aufgezeigten Verbesserungsmaßnahmen am öffentlichen Versorgungsnetz bildeten in erster Linie das Alter und der damit einhergehende Zustand einzelner Abschnitte des vorhandenen Netzbestandes.

Darüber hinaus sollten mit der Umpositionierung und Neuerrichtung des Hochbehälters Bargrand die Druckverhältnisse in den Zonen Quadern und Bloserberg maßgeblich verbessert werden.

Im neu zu errichtenden Hochbehälter Bargrand war zudem die Unterbringung der Pumpstation für die Beschickung der im Rahmen eines gesonderten Projektes zur Ausführung gelangenden Verbindungsleitung in das Versorgungsnetz der benachbarten Gemeinde Thüringerberg vorgesehen.

In Verbindung mit den zudem im Projektsumfang mitberücksichtigten Netzverbesserungen in der Zone Quadern sowie den zusätzlich geplanten Hebeeinrichtungen in den Hochbehältern I und II wurde damit im Bedarfsfall - selbst bei Ausfall der Montjolaquelle - eine wirkungsvolle Notversorgung für Thüringerberg sichergestellt.

Mit den erwähnten Anlagenverbesserungen wurde auch die in § 1 des Vorarlberger Wasserversorgungsgesetzes verankerte Forderung im Hinblick auf eine ausreichende, den gesundheitlichen und hygienischen Anforderungen entsprechende Wasserversorgung unterstützt.

Neptun Wasserpreis 2023: Platz 2 

Öffentliche Wasserversorgungsanlage der Gemeinde Thüringen

Ein Vorbild hinsichtlich Versorgungssicherheit,

grenzüberschreitender (Ver-)Bündnisse und Einbindung der Bevölkerung

 

Vorstellung der öffentlichen Wasserversorgungsanlage der Gemeinde Thüringen

Die Gemeinde Thüringen im österreichischen Bundesland Vorarlberg beheimatet rund 2.300 Einwohner. Sie erstreckt sich sowohl über den nördlichen Talboden des Walgaus, sowie über die nach Süden ausgerichteten Hangbereiche am Taleingang des Großen Walsertals. Der Versorgungsbereich der öffentliche Wasserversorgungsanlage umfasst den überwiegenden Teil des örtlichen Siedlungsraumes.

Zur Bedarfsdeckung dient das Dargebot der im Gemeindegebiet Thüringen liegenden Montjolaquelle, welche gemeinsam mit der Gemeinde Bludesch genutzt wird.

Die Fassung der Montjolaquelle erfolgt mittels eines Kleinhorizontalfilterbrunnens. Dank dem leicht gespannten Grundwasserspiegel kann der Brunnen ohne Einsatz von Fremdenergie betrieben werden. Die Ergiebigkeit des zur Verfügung stehenden Vorkommens bewegt sich weit oberhalb der maximalen Entnahmemenge von 21,5 l/s. Die Montjolaquelle verfügt außerdem über ein behördlich festgelegtes Schutzgebiet, sodass ein hohes Maß an Versorgungssicherheit für Trink- und Löschwasser gewährleistet ist.

Nachfolgend erfolgt die Vorstellung dreier Nachbargemeinden der Gemeinde Thüringen. Alle drei können im Bedarfsfall von der Gemeinde Thüringen mit Wasser versorgt werden. Umgekehrt können diese Verbundleitungen auch als Notversorgung für die Gemeinde Thüringen als Wasser-Empfängerin verwendet werden.

Abb. 1

Verbindung zur öffentlichen Wasserversorgungsanlage der Gemeinde Ludesch

Im Osten grenzt die Gemeinde Thüringen an die Gemeinde Ludesch (Abb. 1). Ihr stehen zur regulären Bedarfsdeckung eine Reihe innerhalb des Gemeindegebiets gefasster Quellen zur Verfügung. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, aus dem Tiefbrunnen der Firma Rauch (in Nüziders) Grundwasser zu beziehen.

Im Jahr 2017 konnte die Verbindung der Versorgungsnetze der Gemeinden Thüringen und Ludesch realisiert werden, wodurch für beide Gemeinden ein zusätzliches Standbein im Hinblick auf Versorgungssicherheit geschaffen wurde. Dieser Leitungsverbund kann in beide Richtungen genutzt werden: Genauso, wie die Gemeinde Ludesch im Notfall von der Montjolaquelle aus versorgt werden kann, kann mithilfe mehrerer Pumpstationen selbst bei einem vollständigen Ausfall der Montjolaquelle ein uneingeschränkter Versorgungsbetrieb in Thüringen aufrechterhalten werden.

Verbindung zur öffentlichen Wasserversorgungsanlage der Gemeinde Budesch

In westlicher Richtung schließt der Siedlungsbereich der Gemeinde Bludesch ohne merklichen Übergang an das Versorgungsgebiet Thüringen an (Abb. 1). Zur regulären Bedarfsdeckung steht ihr neben der mit Thüringen gemeinsam genutzten Montjolaquelle noch das Grundwasserpumpwerk Gais zur Verfügung.

Um im Bedarfsfall für Notversorgungszwecke einen Wasseraustausch zwischen den Gemeinden Thüringen und Bludesch zu ermöglichen, wurde bereits vor über 30 Jahren ein Leitungsverbund errichtet.

Verbindung zur öffentlichen Wasserversorgungsanlage der Gemeinde Thüringerberg

Die Gemeinde Thüringerberg liegt nördlich der Gemeinde Thüringen, am Taleingang des Großen Walsertals (Abb. 1). Die von der Gemeinde betriebene Wasserversorgungsanlage umfasst den Großteil des Siedlungsgebiets und stützt sich vor allem auf das Dargebot der Gassneralpquellen.

Die Herstellung einer wirkungsvollen Trinkwasser-Notversorgung für die Gemeinde Thüringerberg stellte eine besondere Herausforderung dar. Dies liegt vor allem daran, dass an der Südflanke des vorderen Großwalsertals kaum ergiebige Quellvorkommen vorhanden sind, die sich für die Trinkwassergewinnung eignen.

Durch die Errichtung eines Notverbundes zwischen den Wasserversorgungsanlagen der Gemeinden Thüringen und Thüringerberg konnte für die Gemeinde Thüringerberg eine Bezugsmöglichkeit aus der Montjolaquelle geschaffen werden. Hierdurch steht ihr nun ein leistungsfähiges Vorkommen zur Verfügung, sodass selbst bei Totalausfall aller in Thüringerberg für Zwecke der öffentlichen Wasserversorgung genutzten Quellen, ein uneingeschränkter Versorgungsbetrieb sichergestellt werden kann. Das dafür Notwendige Bindeglied stellt – neben den Transportleitungen – der im Jahr 2021 von der Gemeinde Thüringen errichtete Hochbehälter Bargrand mit integrierter Pumpstation dar.

Auch für die Gemeinde Thüringen entstand durch diesen Notverbund ein weiteres Standbein, vor allem hinsichtlich Löschwassersicherheit im Brandfall.

Das Bindeglied zwischen den Wasserversorgungsanlagen der Gemeinden Thüringen und Thüringerberg bildet der Hochbehälter Bargrand mit integrierter Pumpstation. Neben den technischen Anforderungen an das Bauwerk wurde bei der Errichtung besonderes Augenmerk auf eine sorgsame Einbettung in die bestehende Landschaft gelegt.

„Schieber auf!“ hieß es im Hochbehälter Bargrand, dem 2021 fertiggestellten Herzstück des Notverbunds zwischen den Gemeinden Thüringen und Thüringerberg. Im Zuge einer feierlichen Eröffnung wurden unter Beisein der Bevölkerung die Schieber erstmalig durch die Bürgermeister (Harald Witwer, li. und Wilhelm Müller, re.) geöffnet. Die zahlreichen Besucher konnten sich im Rahmen der Festlichkeiten selbst ein Bild vom neu errichteten Hochbehälter samt Pumpstation machen.

Weitergehende Verbundleitungen

Die drei vorgestellten Gemeinden grenzen direkt an die Gemeinde Thüringen und ihre Wasserversorgungsanlage. Jede verfügt wiederum über weitere Verbundleitungen mit Nachbargemeinden, sodass ausgehend von der Montjolaquelle im Bedarfsfall auch noch weiter entfernte Gemeinden mit Montjola-Quellwasser versorgt werden können.

Zu diesen Gemeinden gehört unter anderem St. Gerold, deren Bewohner im trockenen Sommer 2018 auf Wassertransporte per Tankwagen angewiesen waren. Die Schüttung der gemeindeeigenen Quelle ging damals so stark zurück, dass Wasser aus einer benachbarten Gemeinde auf dem Straßenweg angeliefert werden musste.

Dank der nun fertiggestellten Verbundleitungen zwischen Thüringen – Thüringerberg – St. Gerold kann nun auch die Gemeinde St. Gerold im Ernstfall von der Montjolaquelle (Thüringen) aus versorgt werden.

  

Wassertransport nach St. Gerold
Sommer 2018

Öffentlichkeitsarbeit

Als beinahe selbstverständlich empfinden viele Bürger unserer mit Wasser gesegneten Region die Tatsache, rund um die Uhr Wasser beziehen zu können. Und dies nicht nur in hoher Qualität, sondern auch mit großer Sicherheit und in beinahe beliebiger Menge.

Um das Bewusstsein für das Thema Wasser zu schärfen, ermöglicht die Gemeinde Thüringen der Bevölkerung gerne Einblicke in ihre Anlagen und lädt regelmäßig dazu ein, sich selbst ein Bild vom sorgsamen Umgang mit dem hohen Gut hochqualitativen Trinkwassers zu machen.

 

86 Mitglieder des Seniorenbundes Ludesch und Thüringen folgen dem Vortrag von Wassermeister Martin Burtscher, in welchem er die neuesten Errungenschaften hinsichtlich Versorgungssicherheit erklärt. 


Kinder der umliegenden Gemeinden besuchen die Montjolaquelle und erfahren vom Wassermeister allerhand Spannendes über das Thema Wasser.


Im Zuge der Sommer-Ferienbetreuung wandern die Kinder zu verschiedenen Stationen der Thüringer Wasserversorgung. Ein willkommener Fixtermin für Bürgermeister Harald Witwer.


Der Hochbehälter Bargrand liegt oberhalb der malerischen Hochebene Quadern. Eine Sitzbank lädt zum Verweilen und ein Trinkbrunnen zum Probieren des frischen Quellwassers ein.

   

Eine Schautafel auf der Fassade des Hochbehälters Bargrand erklärt die Anlagen und Zusammenhänge der Wasserversorgungsanlage der Gemeinde Thüringen.

Abschlussworte

Durch die vorausschauende Planung und gewissenhafte Umsetzung vieler kleinerer und teils größerer Maßnahmen, entwickelte sich die Gemeinde Thüringen zu einem für den Walgau sowie Teilen des Großen Walsertals zentralen Element zur Notversorgung mit Trinkwasser. Die Montjolaquelle stellt nun ein zuverlässiges zweites Standbein für viele umliegende öffentliche Wasserversorger dar. Die Versorgungssicherheit konnte so für die ganze Region deutlich erhöht werden. Auch die Gemeinde Thüringen selbst, profitiert von den allseitigen Verbundleitungen, denn auch sie hat somit im Bedarfsfall mehrere Notversorgungsmöglichkeiten an der Hand.

Die fortlaufende Einbindung der Bevölkerung sensibilisiert Jung und Alt für die wertvolle und lebensnotwendige Ressource Wasser. Dank guter Kommunikation zwischen den Gemeinden, aber auch zwischen Gemeinde und Bürgern werden zeitweise notwendige Baumaßnahmen und damit kurzzeitig einhergehende Einschränkungen von der Bevölkerung akzeptiert und mitgetragen. „Üsr Wasser z’Thüring“ ist schon fast eine Marke geworden, mit der sich die ThüringerInnen identifizieren und der sie vertrauen.

      Leistungsumfang:

      • Einreichplanung
      • Ausführungsplanung
      • Planungskoordination
      • Ausschreibungsplanung
      • Örtliche Bauaufsicht
      • Baustellenkoordination
      • Dokumentation

      Technische Daten:

      • 3.460 lfm Hauptleitungen
      • HB Bargrand, I = 40 m³ inkl. Pumpstation
      • 2 zusätzliche Pumpstationen in Hochbehälter I und Hochbehälter II